Roter Geschiebemergel - Zeugnis eines ersten Eisvorstoßes ?

Während des Pleistozäns gab es die 3 großen Eiszeiten Elster, Saale und Weichsel mit unterschiedlich weit reichenden Inlandvereisungen und einer Gletscherfließrichtung aus dem skandinavischen und baltischen Raum in Richtung Süden und Westen. Dabei wurde Gesteinsmaterial aus dem Untergrund aufgenommen, im Eis transportiert und beim Schmelzen des Eises wieder abgelagert. Diese Ablagerungen werden Geschiebelehm/-mergel oder auch Till genannt. Es gab innerhalb der Eiszeiten mehrere Eisvorstöße aus unterschiedlichen Richtungen. Die verschiedenen Eisvorstöße können heute anhand der Geschiebelehminhalte unterschieden werden. Im Findlingsgarten am Eingang zur Liether Kalkgrube sind zahlreiche sogenannter Leitgeschiebe mit Nennung ihrer Herkunftsgebiete zu besichtigen.

Die in Schleswig-Holstein bislang älteste bekannte Gletscherablagerung, also der vermeintlich erste Eisvorstoß in der Elster-Eiszeit, enthält relativ viel Gesteinsmaterial aus der Zeiteinheit des Tertiär (insbesondere Glimmerton) und zeichnet sich durch eine typisch schwarzgraue Färbung und hohe Festigkeit aus. Diese Gletscherablagerung, die an verschiedenen Orten Schleswig-Holsteins gefunden wurde und als Elster-I-Till bezeichnet wird, ist in dem nichtöffentlich zugänglichen Teil der Liether Kalkgrube zu sehen. Bemerkenswert ist, dass in der Liether Kalkgrube unterhalb des Elster-I-Tills eine weitere Gletscherablagerung zu finden ist, die aufgrund von Rotliegendmaterial eine rote Färbung aufweist und in der Gesteinszusammensetzung sich deutlich vom Elster-I-Till unterscheidet. Da dieser rote Till unterhalb des schwarzgrauen Tills liegt, wird angenommen, dass es sich hierbei um Ablagerungen eines Eisvorstoßes handeln könnte, der älter ist, als der zum Elster-I-Till zugehörige Eisvorstoß. Der rote Till wäre dann ein Zeugnis des vermutlich ersten Eisvorstoßes im Pleistozän.