Die Lieth-Serie - eine Schichtenfolge aus dem frühen Quartär

Freigelegte Lieth-Serie in der Nordwand 1970 (Foto: Stephan)

Die jüngste Zeiteinheit das Quartär begann vor ca. 2,6 Millionen Jahren und dauert heute noch an. Das Quartär wird unterteilt in das Pleistozän und das Holozän. Während des Pleistozäns gab es 3 große Eiszeiten (Elster, Saale Weichsel). In den ersten beiden Eiszeiten war Norddeutschland mehrfach von mächtigen Inlandeismassen bedeckt, die von Skandinavien bis zu den deutschen Mittelgebirgen vordrangen. Das Inlandeis der letzten Eiszeit (Weichsel) gelangte nur bis in den östlichen Teil Schleswig-Holsteins.

Im ersten Zeitabschnitt des Pleistozäns (2,6 Millionen Jahre bis ca. 400 000 Jahre vor heute) blieb Norddeutschland jedoch frei von Gletschern und es gab einen Wechsel von Warmphasen mit kaltgemäßigtem Klima und subarktischen Kaltphasen. Diese Klimabedingungen finden sich heute z. B. in Nordskandinavien mit ausgedehnten Moorlandschaften, kleinen Sträuchern und Nadelgehölzen.

Es gibt nur wenige, gut erhaltene Sedimentabfolgen aus dieser Zeit, denn die nachfolgenden Inlandvereisungen haben den Untergrund wie eine Planierraupe verschoben, vermischt und mit viel Gletscherschutt überdeckt. In der Liether Kalkgrube blieb ein Fragment dieser Ablagerungen jedoch erhalten. Dies ist auf den Umstand zurückzuführen, dass im Bereich von Salzstöcken und Kalkgesteinen häufig unterirdische Lösungserscheinungen auftreten, die zu lokalen Bodeneinsenkungen und Einsturztrichtern (Dolinen) führen. Die Abfolgen aus der frühen Zeit des Pleistozäns sind so auf einer Breite von ca. 150 m wie in einem Fahrstuhl nach unten abgesackt und waren so vor den einwirkenden Kräften der Inlandeises geschützt.

 

Die mehrere Meter mächtigen Sedimente der Lieth-Serie dokumentieren die Klimabedingungen in der Zeit von vor ca. 2,6 Mio. Jahre bis vor 0,8 Mio. Jahre vor heute. Die dunkelbraunen Braunkohlen und Mudden entstammen aus den warmen borealen Phasen, die hellen Sande aus den subarktischen kalten Phasen. Eine genauere Bestimmung der Zeit- und Klimaeinheiten war vor allem durch Analyse der enthaltenen Pollen möglich, die auf Pflanzenvergesellschaftungen schließen lassen.